parte 2, Chile - 11. September 1973 – El presidente ha muerto, viva el presidente
In vielen Reiseführern ist von der eher konservativen Haltung der Chilenen zu lesen, deren Zurückhaltung und eher introvertierter Charakter, wenn man das mal so pauschalisieren darf. Auch gerade im Gegensatz zu den Argentiniern gibt es einige Unterschiede zwischen beiden Ländern, die sich nicht nur wegen der umstrittenen Grenzziehung in Patagonien nicht besonders gut verstehen. „Chile werde von Argentinien an den Pazifik gedrückt“ meinte Yali, die Gastmutter, und auch dass der General und Diktatur Pinochet britische Truppen hat landen lassen, um die Briten beim Falklandkrieg zu unterstützen, wird nach wie vor von den Argentiniern nicht vergessen.
Dennoch zeichnet das Museum der Menschenrechte ein ganz anderes Bild. So sind zahlreiche Gedenkstätten im ganzen Land zu sehen, Filmaufnahmen des Staatsstreiches. Es ist sicherlich schwierig ein Museum auch den Opfern gerecht zu gestalten, die während der Pinochet-Diktatur umkamen oder verschwanden. Beispielsweise gibt es eine riesen Fotowand über zwei Stockwerke, auf der sämtliche Passbilder von Desaparecidos zu sehen sind. Ziemlich beeindruckend, insgesamt gab es 250.000 Exilierte und weit mehr als 27.000 Gefangene und Folteropfer sowie konkret 2.095 Todesopfer. Auch beeindruckend sind die Aufnahmen des Umsturzes und der letzten Rede Allendes am 11. September 1973 (auf das sich auch die Überschrift bezieht), kurz vor seinem Suizid höchstwahrscheinlich. Eindringlich auch die Folterinstrumente, die zu sehen sind und Zeitzeugenberichten von Angehörigen und Betroffenen. Allgemein ist die andere Seite der Opposition wie die der Kirche, insbesondere des Erzbischofes von Santiago Raúl Silva Henríquez, interessant dargestellt und zeigt, dass die oppositionelle Bewegung auch aus der Mitte der Gesellschaft kam.
Yali, die Gastmutter berichtete auch, dass von ihr einige Freunde verschleppt worden waren zu Studentenzeiten. Andererseits hat sie auch erzählt von der schwierigen Zeit zuvor, bürgerkriegsähnliche Zustände, Nahrungsmittelknappheit und allgemein eine ziemlich prekäre Lage in Chile. Daher erscheint der Putsch in Ansätzen nachvollziehbar, was aber natürlich keineswegs eine Rechtfertigung ist. Noch 1990 waren 41 % der Chilenen der Meinung, dass es 1973 keine andere Möglichkeit als den Putsch gab.
Auch gab es Protestsongs zu hören von chilenischen Liedermachern und die Aufzeichnung einer riesen Festlichkeit 1990, nach dem Ende der Diktatur im Nationalfußballstadion in Santiago. Der damalige Präsident und Christdemokrat Aylwin (1990–1993) wählte den symbolischen Ort, weil auch im Stadion souterrain viele andersdenkende Menschen makabererweise gefoltert wurden. So sollte dies als Erinnerungs- und Gedenkort fungieren.
Dennoch handelt es sich um ein Phänomen, das schwierig zu verstehen ist. Große Teile der Upper-class und der mittleren Oberschicht rund um Santiago feierten Pinochet als „Retter der Nation“ und die Gesellschaft ist tief gespalten mit dem Erbe. Die Aufarbeitung ging schleppend voran, weil nach seiner Zeit als Präsident Pinochet weiterhin Oberbefehlshaber des Militärs war
und er so viel Einfluss hatte.
Interessant in diesem Zusammenhang ist noch zu erwähnen, dass die frühere Präsidentin Michele Bachelet ebenso Exilantin war in der DDR, die viele Flüchtlinge aus Chile „aus sozialistischer Solidarität“ aufnahm. So lebte sie eine Zeit in Potsdam, Am Stern und hatte eine Kinderarztpraxis, woher meine Eltern sie kannten. Ihre Position war, dass es nach Pinochets Tod kein Staatsbegräbnis geben solle, sondern eines des hohen Militärs, was nicht unumstritten war.
Schlussendlich geht es wieder nach Argentinien mit vielen Eindrücken und ich wurde -Gott sei Dank- verschont von Margot Honecker mit dem Gartenschlauch bespritzt zu werden, obwohl sie aus dem Exil wieder Interviews gibt. Hola Chile, Adé!
Dennoch zeichnet das Museum der Menschenrechte ein ganz anderes Bild. So sind zahlreiche Gedenkstätten im ganzen Land zu sehen, Filmaufnahmen des Staatsstreiches. Es ist sicherlich schwierig ein Museum auch den Opfern gerecht zu gestalten, die während der Pinochet-Diktatur umkamen oder verschwanden. Beispielsweise gibt es eine riesen Fotowand über zwei Stockwerke, auf der sämtliche Passbilder von Desaparecidos zu sehen sind. Ziemlich beeindruckend, insgesamt gab es 250.000 Exilierte und weit mehr als 27.000 Gefangene und Folteropfer sowie konkret 2.095 Todesopfer. Auch beeindruckend sind die Aufnahmen des Umsturzes und der letzten Rede Allendes am 11. September 1973 (auf das sich auch die Überschrift bezieht), kurz vor seinem Suizid höchstwahrscheinlich. Eindringlich auch die Folterinstrumente, die zu sehen sind und Zeitzeugenberichten von Angehörigen und Betroffenen. Allgemein ist die andere Seite der Opposition wie die der Kirche, insbesondere des Erzbischofes von Santiago Raúl Silva Henríquez, interessant dargestellt und zeigt, dass die oppositionelle Bewegung auch aus der Mitte der Gesellschaft kam.
Yali, die Gastmutter berichtete auch, dass von ihr einige Freunde verschleppt worden waren zu Studentenzeiten. Andererseits hat sie auch erzählt von der schwierigen Zeit zuvor, bürgerkriegsähnliche Zustände, Nahrungsmittelknappheit und allgemein eine ziemlich prekäre Lage in Chile. Daher erscheint der Putsch in Ansätzen nachvollziehbar, was aber natürlich keineswegs eine Rechtfertigung ist. Noch 1990 waren 41 % der Chilenen der Meinung, dass es 1973 keine andere Möglichkeit als den Putsch gab.
Auch gab es Protestsongs zu hören von chilenischen Liedermachern und die Aufzeichnung einer riesen Festlichkeit 1990, nach dem Ende der Diktatur im Nationalfußballstadion in Santiago. Der damalige Präsident und Christdemokrat Aylwin (1990–1993) wählte den symbolischen Ort, weil auch im Stadion souterrain viele andersdenkende Menschen makabererweise gefoltert wurden. So sollte dies als Erinnerungs- und Gedenkort fungieren.
Dennoch handelt es sich um ein Phänomen, das schwierig zu verstehen ist. Große Teile der Upper-class und der mittleren Oberschicht rund um Santiago feierten Pinochet als „Retter der Nation“ und die Gesellschaft ist tief gespalten mit dem Erbe. Die Aufarbeitung ging schleppend voran, weil nach seiner Zeit als Präsident Pinochet weiterhin Oberbefehlshaber des Militärs war
und er so viel Einfluss hatte.
Interessant in diesem Zusammenhang ist noch zu erwähnen, dass die frühere Präsidentin Michele Bachelet ebenso Exilantin war in der DDR, die viele Flüchtlinge aus Chile „aus sozialistischer Solidarität“ aufnahm. So lebte sie eine Zeit in Potsdam, Am Stern und hatte eine Kinderarztpraxis, woher meine Eltern sie kannten. Ihre Position war, dass es nach Pinochets Tod kein Staatsbegräbnis geben solle, sondern eines des hohen Militärs, was nicht unumstritten war.
Schlussendlich geht es wieder nach Argentinien mit vielen Eindrücken und ich wurde -Gott sei Dank- verschont von Margot Honecker mit dem Gartenschlauch bespritzt zu werden, obwohl sie aus dem Exil wieder Interviews gibt. Hola Chile, Adé!
Moritz J. Moeller - 19. Apr, 02:45
Viva PInochet!