Samstag, 5. Mai 2012

Das Praktikum beginnt und andere Sorgen ;-)

So langsam überkommt der Alltag die Realität, wenn man das überhaupt sagen kann bei einem 20 wöchigen Praktikum und einem 200 Tage dauernden Aufenthalt. Gut aus Chile gelandet, verschnauft, wieder mehr in die Sprache reingefunden und los geht’s. Aber todo tranquilo (alles entspannt). Wie kann man sich die Einrichtung vorstellen, in der ich das Praktikum absolviere? El Puente – die Brücke – gehört zur Fundacion Manoni. Es handelt sich dabei um eine Sonderschule, in der Kinder zwischen 5 und 13 Jahren gehen und die speziell gefördert werden. Bei einigen besteht die Möglichkeit, dass sie auf eine staatliche Schule eventuell wechseln könnten. Dabei sind die Unterschiede der Kinder relativ weit gefächert und reichen von Trisomie, über Lernbehinderung/Verhaltensauffälligkeit bis zu Autismus.

Konkret: Es gibt verschiedene Workshops, die teilweise obligatorisch, teilweise gewählt werden können. So gibt es Mathe und Sprachunterricht (Pädagogik) wie auch so etwas wie Sachkunde. Demgegenüber auch Workshops música, pintura, futbol oder Theater und Kochen. Alles in allem, also ziemlich abwechslungsreich und gerade in den ersten Wochen tanzen noch viele unsichtbare Fragezeichen über meinen Kopf. Glücklicherweise sind die Kinder meistens sehr aufgeschlossen und haben mich schnell aufgenommen in den Kreis. Mit ca. 40-50 Kindern ist die Schule verhältnismäßig klein und lässt sie so recht überschaubar und familiär werden. Relativ schnell ist mir aufgefallen, dass die Lebenseinstellung auch auf der Arbeit anders ist, wenn auch nicht in dem Maße. Es gibt relativ lange Pausen und wenn 10-15 Minuten später angefangen wird, ist das auch nicht so schlimm. Aber vielleicht fällt das auch nur meinem preußisch geprägten Ordnungsdenken auf ;-).

Glücklicherweise kümmert sich Mariano um mich, wie auch um die andere Praktikanten. Ein Mitte 40 jähriger Pädagogie/Psychologe, langes graues Haar und dank seiner Freundin, die Deutsche ist, versteht er sogar ein wenig deutsch. Wenn auch nur ein bisschen, versteht er zumindest, wie es ist, wenn man nicht gleich alles versteht. Im Herbst möchte er seine Freundin in Deutschland besuchen und eine Ostdeutschlandtour machen durch Jena, Dresden, Berlin usw. Allerdings musste er 2 Jahre für den Flug sparen, da die Verhältnisse doch etwas anders sind. Die meisten anderen Praktikanten sind aus den Fächern Psychologie und Psychopädagogik, einer Mischung aus Pädagogik und Psychologie, was es hier als eigene Studienrichtung gibt.

Mariano brachte einmal in einer Reunion (Teamsitzung) die vergleichende Geschichte an, von einer Deutschen, die in einer anderen ähnlichen Einrichtung arbeitete, auch mit Menschen mit Behinderung. Auch sie verstand sehr wenig am Anfang und eines Tages fragte sie ein Kind, ob sie auch behindert sei, da sie manchmal anders antwortete als die Fragen waren oder Ähnlichem. Sicherlich, Nicht-Verstehen als Nichtteilhabe an Prozessen und Aktivitäten usw. das kann man auch als eine Art Behinderung sehen. So ähnlich muss es sich dann womöglich für manche Menschen relativ häufig, wenn nicht sogar täglich anfühlen.

Insgesamt denke ich, dass es ein guter Ort für ein Praktikum ist sowie zum Lernen des Spanisch weiterhin, da man einen natürlichen Zugang zur Sprache hat und manchmal anderer Sachen wichtiger sind wie die Präsens, Spielen und einfach mitmachen. Ich hoffe bald neue Eindrücke schildern zu können, momentan bin ich erst einmal dank einer Bronchitis außer Gefecht gesetzt. Es gibt in den Häusern keine Heizungen, nur radiatorenähnliche Heizkörper und so wird es doch gerade nachts sehr frisch, was ich als wohltemperiert-verwöhntes mitteleuropäisches Kind gar nicht so gewohnt bin;-(
anne.c - 6. Mai, 12:41

Ritual

Sobald ein neuer Text von Dir erschienen ist - vielen Dank -, gehört es zu unseren Sonntagsritualen, ihn allen, die am Tisch sind, vorzulesen.

Sommern8 - 13. Mai, 16:52

todo tranquillo

Danke für die lebendige Schilderung. Könnten auch eine relativ lange Pause gebrauchen ;) LG PaMa

Sommern8 - 18. Mai, 16:23

Fort Set ZunG!

Wir wollen langsam eine Fortsetzung!

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