Porteños, Buenos Aires und die letzten Tage beginnen
Schwer vorzustellen, doch der letzte Monat bricht an. Das heißt die letzten vier Wochen des Praktikums beginnen, bevor es auf eine Rundreise mit Schwester und zwei Freunden geht. Dabei bin ich erst kürzlich – vor zwei Wochen – nach Buenos Aires und Colonia in Uruguay gereist. Eigentliches Anliegen des Kurztrips: Ich musste mein Visum verlängern, da die 90 Tage seit dem Chileaufenthalt fast verstrichen waren.
Nur eine kurz eingeschobene Bemerkung über die Zeit hier: Manchmal schwer zu realisieren, dass ich schon viereinhalb Monate hier bin, da ich manchmal noch gar nicht begreifen kann, dass ich überhaupt hier bin. Irgendwie hat die Zeit eine andere Qualität, also sie vergeht sowieso schnell, dennoch ist das bewusste Wahrnehmen anders durch das Reisetagebuch (also was ich per Hand schreibe) und die vielen Eindrücke von Land und Leuten.
Buenos Aires – ich war relativ kurz in Buenos Aires, in einem Stadtviertel namens Palermo. Kopfsteinpflaster, Cafés, bunte Graffitis und europäische Architektur unterscheiden das Ambiente – für meinen Eindruck – nochmal recht anders zu Córdoba. Natürlich treffe ich zufällig eine bekannte Deutsche, die im gleichen Stadtviertel in Córdoba wohnt und mit ihren Eltern ebenso die Stadt erkundet. In einer Millionenstadt wie Buenos Aires schon echt erstaunlich! Der Busbahnhof – in Argentinien gibt es anstelle eines Bahnnetzes, relativ gute und komfortable Busverbindungen – liegt direkt an einem der ärmsten Stadtviertel Argentiniens (Villas = Fafelas). Also aufgepasst, sarkastischerweise liegt das Armenviertel direkt neben einem der reichsten Viertel Argentiniens, das natürlich einzäunt ist. Diese Dimensionen sind noch anders als in Europa, wobei Argentinien zu einem der reicheren Länder zählt, in dem es eine einigermaßen stabile Mittelschicht gibt. Dennoch kein Vergleich.
Als ich mich mit meiner Sprachlehrerin Romina und einem Kollegen auf Arbeit unterhalten habe, ein Mitte 50 jähriger Maler, der ein Workshop für die Kinder anleitet, ist mir nochmal bewusst geworden, was für große Unterschiede es in Argentinien gibt zwischen den einzelnen Provinzen und Buenos Aires. Ein Drittel (!) der argentinischen Bevölkerung wohnt in BA und dem Ballungsgebiet, in einem Land, so groß wie Indien, ist das schon ziemlich ungleich verteilt. Die anderen zwei Drittel der Argentinier, die in den "(Rest-)"Provinzen wohnen (die aber über 90% des Territoriums ausmachen), identifizieren sich wesentlich mehr mit ihren Provinzen als mit Argentinien (und damit Buenos Aires). Der Zentralismus ist noch stärker ausgeprägt als in Frankreich mit Paris (was wir in der Schule als Paradebeispiel für den Zentralismus gelernt haben, da ca. jeder 5. Franzose in der Hauptstadt wohnt). Hinzukommt, dass neben der Steuerbelastung zugunsten Buenos Aires‘ auch die mediale Präsens anders ist. Während das gesamte Land mitbekommt, was in der Hauptstadt abgeht, erfahren die Leute dort (in BA), nur News aus der Hauptstadt, da dies für sie Argentinien ist.
Die Porteños (Hafenbewohner), wie die Bewohner BA verächtlich genannt werden, tragen zu dem etwas negativen Image der Argentinier in Lateinamerika bei, dies besagt, dass Argentinier übertrieben wichtigtuerisch gestikulieren und sich als Zentrum Südamerikas sehen, bzw. sich eher zu Europa zugehörig fühlen als zu Südamerika. Auch das bestätige mir eine Mexikanerin, mit der ich mich darüber unterhalten habe. Doch insgesamt trifft dies nur für einen geringen Teil der Leute zu. Dennoch sei das Land davon entfernt eine Einheit zu bilden, meinte Biki, der Maler. So habe es nur zwei Phasen der relativen Einheit gegeben; einmal unter Peron, einem sehr berühmt, berüchtigten Präsidenten der 1940er Jahre, der viele Sozialreformen eingebracht hat, aber auch stark faschistisch, despotische Elemente vereinte(Dazu wahrscheinlich später mehr). Zum andren unter Nestor und Christina Kirchner, dem jetztigen Kirchnerismus, der teilweise an den Peronismus erinnert. Allerdings sei zu großen Fußballevents Argentinien immer ganz eins (wie in Deutschland etwa).
Ich hoffe, ich habe euch nicht unnötig damit ermüdet. Für mich ist dies aber wichtig, um Land und Leute zu verstehen, auch versuche ich nur das wichtigste zu schreiben. Um einen etwas lebendigeren Eindruck zu bekommen; Anlässlich der Hochzeit meines sehr guten Freundes Stefan, habe ich ein Video gedreht, mit den Leuten, die ich hier kennengelernt habe und mit denen ich zu tun habe. Einfach auf den Link klicken: http://www.youtube.com/watch?v=fA89UGVfXsg&feature=youtu.beHoffe
Nur eine kurz eingeschobene Bemerkung über die Zeit hier: Manchmal schwer zu realisieren, dass ich schon viereinhalb Monate hier bin, da ich manchmal noch gar nicht begreifen kann, dass ich überhaupt hier bin. Irgendwie hat die Zeit eine andere Qualität, also sie vergeht sowieso schnell, dennoch ist das bewusste Wahrnehmen anders durch das Reisetagebuch (also was ich per Hand schreibe) und die vielen Eindrücke von Land und Leuten.
Buenos Aires – ich war relativ kurz in Buenos Aires, in einem Stadtviertel namens Palermo. Kopfsteinpflaster, Cafés, bunte Graffitis und europäische Architektur unterscheiden das Ambiente – für meinen Eindruck – nochmal recht anders zu Córdoba. Natürlich treffe ich zufällig eine bekannte Deutsche, die im gleichen Stadtviertel in Córdoba wohnt und mit ihren Eltern ebenso die Stadt erkundet. In einer Millionenstadt wie Buenos Aires schon echt erstaunlich! Der Busbahnhof – in Argentinien gibt es anstelle eines Bahnnetzes, relativ gute und komfortable Busverbindungen – liegt direkt an einem der ärmsten Stadtviertel Argentiniens (Villas = Fafelas). Also aufgepasst, sarkastischerweise liegt das Armenviertel direkt neben einem der reichsten Viertel Argentiniens, das natürlich einzäunt ist. Diese Dimensionen sind noch anders als in Europa, wobei Argentinien zu einem der reicheren Länder zählt, in dem es eine einigermaßen stabile Mittelschicht gibt. Dennoch kein Vergleich.
Als ich mich mit meiner Sprachlehrerin Romina und einem Kollegen auf Arbeit unterhalten habe, ein Mitte 50 jähriger Maler, der ein Workshop für die Kinder anleitet, ist mir nochmal bewusst geworden, was für große Unterschiede es in Argentinien gibt zwischen den einzelnen Provinzen und Buenos Aires. Ein Drittel (!) der argentinischen Bevölkerung wohnt in BA und dem Ballungsgebiet, in einem Land, so groß wie Indien, ist das schon ziemlich ungleich verteilt. Die anderen zwei Drittel der Argentinier, die in den "(Rest-)"Provinzen wohnen (die aber über 90% des Territoriums ausmachen), identifizieren sich wesentlich mehr mit ihren Provinzen als mit Argentinien (und damit Buenos Aires). Der Zentralismus ist noch stärker ausgeprägt als in Frankreich mit Paris (was wir in der Schule als Paradebeispiel für den Zentralismus gelernt haben, da ca. jeder 5. Franzose in der Hauptstadt wohnt). Hinzukommt, dass neben der Steuerbelastung zugunsten Buenos Aires‘ auch die mediale Präsens anders ist. Während das gesamte Land mitbekommt, was in der Hauptstadt abgeht, erfahren die Leute dort (in BA), nur News aus der Hauptstadt, da dies für sie Argentinien ist.
Die Porteños (Hafenbewohner), wie die Bewohner BA verächtlich genannt werden, tragen zu dem etwas negativen Image der Argentinier in Lateinamerika bei, dies besagt, dass Argentinier übertrieben wichtigtuerisch gestikulieren und sich als Zentrum Südamerikas sehen, bzw. sich eher zu Europa zugehörig fühlen als zu Südamerika. Auch das bestätige mir eine Mexikanerin, mit der ich mich darüber unterhalten habe. Doch insgesamt trifft dies nur für einen geringen Teil der Leute zu. Dennoch sei das Land davon entfernt eine Einheit zu bilden, meinte Biki, der Maler. So habe es nur zwei Phasen der relativen Einheit gegeben; einmal unter Peron, einem sehr berühmt, berüchtigten Präsidenten der 1940er Jahre, der viele Sozialreformen eingebracht hat, aber auch stark faschistisch, despotische Elemente vereinte(Dazu wahrscheinlich später mehr). Zum andren unter Nestor und Christina Kirchner, dem jetztigen Kirchnerismus, der teilweise an den Peronismus erinnert. Allerdings sei zu großen Fußballevents Argentinien immer ganz eins (wie in Deutschland etwa).
Ich hoffe, ich habe euch nicht unnötig damit ermüdet. Für mich ist dies aber wichtig, um Land und Leute zu verstehen, auch versuche ich nur das wichtigste zu schreiben. Um einen etwas lebendigeren Eindruck zu bekommen; Anlässlich der Hochzeit meines sehr guten Freundes Stefan, habe ich ein Video gedreht, mit den Leuten, die ich hier kennengelernt habe und mit denen ich zu tun habe. Einfach auf den Link klicken: http://www.youtube.com/watch?v=fA89UGVfXsg&feature=youtu.beHoffe
Moritz J. Moeller - 1. Aug, 02:55